Sonntag, 20. Juni 2010

Arbeit ohne Hoffnung: Utopie in der DDR und bei Heiner Müller



Die Idee des Sozialismus mit Chancengleichheit als kleinsten gemeinsamen Nenner wurde vom DDR-Staat propagiert, aber an wichtigen Punkten in der Realität nicht verwirklicht, erklärt Fiebach. Utopie wurde begrifflich zu Perspektive und Plan. „Die selbstillusorische Erfahrung einer Gesellschaft, die auf den Traum hoffte“, so Hörnigk, traf auf die „Unerträglichkeit“ einer Realität, in der die Zeit des Subjekts der Zeit der Geschichte gegenüberstand. Müllers Satz aus „Der Bau“ (1963/64): „Ich bin der Ponton zwischen Eiszeit und Kommune“, mache deutlich, dass jenes propagierte Versprechen nicht morgen einzulösen sei. Doch gerade in der Kraft, diese Strecke auszuhalten und „ohne Hoffnung zu arbeiten“, läge das utopische Potential, was auch in Müllers Texten verwandelt wird. Utopie bzw. gerade ihre Abwesenheit hat dort „die Dimension einer ästhetischen Metapher, an der ein politscher Diskurs festgemacht werden kann, stellt Hörnigk heraus. Auch heute noch.

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